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Ingo Ortner @ the Lounge


Windkraft auf Kärntner Almen und Bergen

Lernen Sie Geschichte Herr Landeshauptmann

Bruno Kreisky und Jörg Haider haben sich gestern aufgrund Ihrer Stellungnahme zu Windkraftanlagen auf Almen und Bergen wohl im Grab umgedreht. Der eine, weil er leidvoll vergleichbare Lehren aus Zwentendorf ziehen musste und der andere, weil ihm solch gravierende politische Fehler aus Liebe zum Heimatland und aus der Verantwortung gegenüber allen Kärntner*innen - insbesondere gegenüber der nächsten Generation - nie und nimmer passiert wären.



Worum geht's:

  • um die Volksbefragung in Kärnten am 12.1.2025
  • um die Fragestellung WINDKRAFTANLAGEN auf BERGEN und ALMEN
  • soll der Bau WEITERER ANLAGEN hoch oben verboten werden.




Worum geht's NICHT:

wie vom LH Dr. Peter Kaiser fälschlich dargestellt:
  • es geht nicht um ein JA oder NEIN zur Windkraft im Energiemix
  • es geht nicht um ein TOTALVERBOT, wie LH Kaiser falsch formuliert
  • es geht nicht um einen WICHTIGEN BEITRAG der Windkraftanlagen zum Kärntner Energiemix




Die Fakten:

  • mit der derzeitigen Gesetzeslage kann die Landespolitik nicht mehr eingreifen
  • jeder Projektwerber kommt quasi ungehindert und unkontrollierbar durch jedes neue Bau-/Verfahren
  • genau das wurde im ORF Interview von Energie-Landesrat Schuschnig klargestellt
  • die Beschränkung auf den Nord-Osten Kärntens und die Gesamtzahl 100 sind durch die Landespolitik folglich ebenso nicht kontrollierbar
  • tausende Windkraftanlagen in ganz Österreich tragen in den Prognosen überhaupt nur +/- 1,5% zur Energiewende bei
  • für die Projektwerber (und ihre meist ausländischen Finanzierer) geht es nur um österreichische Fördergelder (ähnlich wie derzeit beim Glasfaserausbau)
  • windtechnisch müssen die BERGE und ALMEN erschlossen werden, koste es was es wolle
  • Narben in der Landschaft (Auffahrtswege und Talleitungen) werden ebenso gigantisch ausfallen, wie der Anblick der "weißen Riesen" mit unvorstellbaren Dimensionen (2025: Höhe 180m und später bis zu Höhen von 300m)




Als Landeshauptmann aller Kärntner*innen sei Ihnen gesagt:


In der Fragestellung geht es nicht um ein TOTALVERBOT, sondern um die STANDORTFRAGE auf BERGEN und ALMEN. Dort oben haben Windkraftanlagen, die jetzt schon doppelt so hoch wie der Turm am Pyramidenkogel ausfallen nichts verloren. Weil die Gesamtkosten für das Land, für die Landwirtschaft, für den Tourismus, vor allem aber für die Gesellschaft als Ganzes und zum Schutz der Landschaft viel zu hoch sind. Es geht bei den Projekten einzig um enorme Fördertöpfe für den Nutzen und Profit einiger Weniger auf Kosten der Gesamtbevölkerung.

Am Ende tragen die Anlagen nur einen kleinen Teil zur ENERGIEWENDE in Kärnten bei, vernichten allerdings einen enormen Teil an Landschaft und Natur. Daher muss jede/r Kärntner/in sehr genau nachdenken, wie weit man generationenübergreifend bereit ist "die BERG- und ALMLANDSCHAFT" für wenige Profiteure zu opfern.

Sie als Landeshauptmann sollten vielleicht auch noch einmal darüber nachdenken!

In Tirol wird mit der Thematik - in Absprache mit dem Landeshauptmann Mattle - viel vorsichtiger und differenzierter vorgegangen. In Südtirol käme so etwas erst gar nicht in Frage.

#windkraftinterview
#nichtmeinbergtirol
#alpenvereinkaernten
#naturfreunde




Worum geht's dem Autor?

Als Familienvater und langjähriges Alpenvereinsmitglied lese ich in §2 Abs (1) der Satzung. Der Zweck des Vereins ist "... die Schönheit und Ursprünglichkeit der Bergwelt zu erhalten"




Worum geht's Ihnen?

  • um eine SPÖ-ÖVP Koalition in Kärnten?
  • um eine gute Beziehung zu den deutschen KELAG-Miteigentümern?
  • um der FPÖ eine auszuwischen?
  • um eine Regierungsbeteiligung in Wien?




Hinweis eines beherzten Bergliebhabers

Die Bundesländer Oberösterreich und Niederösterreich haben jetzt schon das Berggebiet ausgenommen. Stichwort "Keine Windräder auf Almen und Bergen". Soweit ich informiert bin, geht es um das Anwendungsgebiet der Alpenkonvention.

65,3 Prozent der Staatsfläche Österreich (83.865 km²) sind gemäß Alpenkonvention Teil des Anwendungsgebiets (54.805 km² ). Drei der neun österreichischen Bundesländer (Kärnten, Tirol, Vorarlberg) sind zur Gänze inneralpin, Salzburg zu fast 95 Prozent, die Steiermark knapp 80 Prozent.

Warum kann und soll sich folglich die Kärntner Landespolitik gesetzlich nicht darauf berufen und den Kärntner*innen das demokratische Recht der Volksbefragung zugestehen. Mehr noch: warum denken wir nicht gemeinsam und generationenübergreifend darüber nach, ob langfristig die Berg- und Almenlandschaften eines "Kärnten unserer Kinder" durch solche Großanlagen unwiederbringlich zerstört werden muss. Alles nur, weil irgendwelche Projektwerber kurzfristig hohe Gewinne über staatliche Fördertöpfe mit allen Mitteln erzielen können und unbedingt wollen.




Zum Nachlesen:
Das Kommentar des Landeshauptmannes vom 21.11.2024 im Wortlaut:
Am 12. Jänner 2025 haben Sie die Möglichkeit, über die Zukunft der Energiewende in Kärnten mitzuentscheiden. Die Fragestellung der Volksbefragung lautet: "Soll zum Schutz der Kärntner Natur (einschließlich des Landschaftsbildes) die Errichtung weiterer Windkraftanlagen auf Bergen und Almen in Kärnten landesgesetzlich verboten werden?" Diese Entscheidung betrifft uns alle - unsere Umwelt, unsere Energieversorgung und unsere Zukunft. Ich persönlich werde mit einem deutlichen "Nein" gegen das Totalverbot stimmen. Denn wir brauchen keine Verbote, wenn es um zukunftsweisende und innovative Wege geht.

Als Nachhaltigkeitskoalition haben wir uns dem Klimaschutz im Einklang mit Mensch und Natur verschrieben. Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist dabei unser wichtigstes Ziel. Windkraft ist vor allem in den Wintermonaten von entscheidender Bedeutung für die Versorgungssicherheit - sie hilft, die Winterlücke zu schließen und teure, klimaschädliche Energieimporte zu vermeiden.

46 Windräder sind in Kärnten bereits genehmigt oder im Verfahren, 14 davon schon in Betrieb. Maximal doppelt so viele sind geplant - an klar definierten, geeigneten Standorten. Es geht nicht um "zupflastern", sondern um gezielten, verantwortungsvollen Ausbau.

Mit meinem "Nein" ermögliche ich Fortschritt für Kärnten: für den Klimaschutz, für mehr Energieunabhängigkeit und für eine stärkere Wirtschaft. Gehen wir diesen Weg gemeinsam, denn Klimaschutz ist Naturschutz.

Daher: NEIN zum Verbot von Windkraftanlagen! Nutzen Sie Ihr Mitbestimmungsrecht am 12. Jänner - für eine nachhaltige Zukunft Kärntens.

Mehr dazu in meinem aktuellen Blogbeitrag "Gegenwind oder Rückenwind", https://kaiser-peter.at/.../gegenwind-oder-mit.../




Bei Fragen, Anregungen und/oder Ergänzungswünschen, ... bitte per E-Mail. Danke. Falls auch ihr ein Thema berichtenswert erachtet bzw. selbst dazu schreiben wollt.

Ingo Ortner | T +43 699 12647680
info@bergsteigerdorf-mauthen.at



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Ingo Ortner @ the Lounge

Wie Menschen durch ihr tägliches Tun das Leben in den Alpen mitgestalten und damit zur Umsetzung der Alpenkonvention beitragen, zeigt der neue Podcast "Alpenrauschen" des Alpenkonventionsbüros von CIPRA Österreich.

Lois Hechenblaikner 10/2023
𝗟𝗶𝗰𝗵𝘁 𝘂𝗻𝗱 𝗦𝗰𝗵𝗮𝘁𝘁𝗲𝗻 𝗶𝗺 𝗪𝗶𝗻𝘁𝗲𝗿𝘁𝗼𝘂𝗿𝗶𝘀𝗺𝘂𝘀
www.suedalpen.net/alpenrauschenwintertourismus
Aus einst armen, unberührten und einsamen Alpenregionen wurden über Jahrzehnte Hochburgen des Wintertourismus. Wie sich der Massentourismus in den Alpen manifestiert, hat der Fotograf Lois Hechenblaikner über dreißig Jahre fotografisch festgehalten. In nüchterner Weise zeigt er, wie eine idyllische Berglandschaft zum Industriegebiet wurde und hält damit dem Tourismus den Spiegel vor. www.hechenblaikner.at

#cipra #alpenkonvention #wintertourismus #bergsteigerdorf #mauthen




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Ingo Ortner @ the Lounge

"Mitgliedschaft ist für Ortsentwicklung wichtig"

Quelle: NÖN - https://bit.ly/lunzamsee15

NÖN: Lunz am See ist das einzige Bergsteigerdorf in Niederösterreich und gleichzeitig Gründungsmitglied des Alpenverein-Projektes. Wie ist diese Verbindung zum Projekt entstanden?
Martin Ploderer: Damals hat mich ein Mitarbeiter des Alpenvereines aufgesucht, der damit beschäftigt war, Orte zu suchen, die für dieses Projekt in Frage kommen. Wir haben uns ab der ersten Minute bestens verstanden und innerhalb kurzer Zeit war für mich klar, dass wir dabei sein werden. Denn die Philosophie und die Rahmenbedingungen haben für Lunz am See genau gepasst.

Was braucht es, um ein Bergsteigerdorf zu sein?

Ploderer: Grundsätzlich sind 1.000 Meter Reliefhöhe, als hohe Berge notwendig. Außerdem darf es im Dorf keine großtechnischen Erschließungen, keine hochrangigen Verkehrswege geben. Was es aber braucht, sind eine gewisse touristische Infrastruktur und Partnerbetriebe, die mit den Bergsteigerdörfern kooperieren. In Lunz ist das derzeit der Betrieb von Geli Mayr.
Sie sind auch nach ihrem Rücktritt als Bürgermeister immer noch im operativen Ausschuss der Bergdörfer. Was ist Ihre Intention?
Ploderer: Ich habe das immer persönlich als ein besonders wichtiges Projekt betrachtet, weil es für die Ortsentwicklung wichtig war, und mache das mit Freude.

Wie hat sich die Mitgliedschaft auf Lunz ausgewirkt?

Ploderer: Es hat viele positive Aspekte, die nicht gleich am ersten Blick ersichtlich waren, für uns gebracht. Weil viele Projekte, die bei uns jetzt erfolgreich sind, wie die Seebühne, der Radweg, der Wassercluster oder das Haus der Wildnis, passen genau in diesen Rahmen hinein. Dazu ist die Philosophie der Bergsteigerdörfer absolut wichtig. Das sind Entwicklungen, die muss man anstoßen und dann werden oft durch eine günstige Ortsentwicklung Privatinitiativen generiert. Ein wesentlicher Vorteil ist der Austausch unter Gleichgesinnten mit ähnlichen Chancen und ähnlichen Problemen und das Dorf wird durch die Vernetzung bekannter.

Alles, was einen sanften Tourismus also ausmacht?

Ploderer: Ja, dabei ist es wichtig, einen Mix zu schaffen und sich breit aufzustellen, denn auf einem Fuß kann man bekanntlich nicht gut stehen. Dabei spielt natürlich die Qualität eine große Rolle.

Wo soll die Reise für Lunz am See touristisch noch hingehen?

Ploderer: Wir sind in der Entwicklung, dass wir uns selber bewusst werden, was wir alles bieten können und wir noch mehr Nutzen daraus ziehen können. Wir haben insgesamt ein sehr gutes Angebot in der Region. Das nach außen zu transportieren, muss uns noch besser gelingen. Und natürlich spielt uns der Klimawandel in die Karten. Das klingt fast zynisch, aber die Erwärmung verlängert unsere Saison. Wie ich vor 40 Jahren nach Lunz gekommen bin, hat man vielleicht drei Wochen im See baden können, jetzt sind es drei Monate.




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Ingo Ortner @ the Lounge
mediathek.atIm September 2015 treffen sich Vertreter*innen der UNO in New York. Es wird überlegt, welche Nachhaltigkeits- und Umweltziele für die nächsten Jahre vereinbart werden sollten. In den Jahren zuvor vermehrten sich Appelle und Warnungen von Wissenschaftler*innen, wonach der Ruf nach politischen Veränderungen im Sinne der Nachhaltigkeit immer lauter und dringlicher wurde. Insbesondere die Veränderung bzw. die Erwärmung des Weltklimas ist zu diesem Zeitpunkt bereits mehr als offensichtlich. Die mittlere globale Temperatur steigt seit der Jahrtausendwende deutlich. Die Frage, wie man die globale Erwärmung stoppen bzw. verlangsamen kann, ohne dass dabei Wohlstand, eine gute Infrastruktur und ein Funktionieren der (Welt-)Wirtschaft verunmöglicht wird, ist die wichtigste Frage dieser Zeit und somit auch des UN-Nachhaltigkeitsgipfels.

Die Antwort auf diese Frage ist für die Vereinten Nationen die "Agenda 2030" ("Agenda für nachhaltige Entwicklung"). Alle teilnehmenden Länder verpflichten sich dazu, zwischen 2016 und 2030 an 17 Nachhaltigkeitszielen zu arbeiten. Die Nachhaltigkeitsziele betreffen unterschiedliche Politik- und Lebensbereiche, etwa den Ausbau sozialstaatlicher Leistungen, nachhaltige Stadtplanung, faire Gerichtsverfahren oder den Kampf gegen die Verschmutzung der Meere. Wenige Monate nach diesem Nachhaltigkeitsbeschluss wird das Pariser Klima-Abkommen ausgearbeitet, in dem sich alle 195 Länder der Vereinten Nationen u.a. darauf verständigen, die Erderwärmung auf 2 Grad zu begrenzen und deutlich mehr Geld für Klimaschutz und klimafreundliche Technik zu investieren.

Die 17 Nachhaltigkeitsziele beschäftigen sich mit den fünf Hauptbereichen (Menschen, Wohlstand, Planet, Frieden und internationale Partnerschaften).



1. Keine Armut - 2. Kein Hunger - 3. Gesundheit und Wohlergehen - 4. Hochwertige Bildung - 5. Geschlechtergerechtigkeit - 6. Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen - 7. Bezahlbare und saubere Energie - 8. Menschwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum - 9. Industrie, Innovation und Infrastruktur - 10. Weniger Ungleichheit - 11. Nachhaltige Städte und Gemeinden - 12. Nachhaltiger Konsum und Produktion - 13. Maßnahmen zum Klimaschutz - 14. Leben unter Wasser - 15. Leben am Land - 16. Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen - 17. Partnerschaften zur Erreichung der Ziele

Alpenvereinsjugend Sektion Obergailtal-Lesachtal

Quelle: mediathek.at




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Ingo Ortner @ the Lounge
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"Böden sterben stumm und schleichend"

KLEINE ZEITUNG, von Harald Schwinger | 02. Jänner 2022



Sie versuchen seit mehr als 20 Jahren ein Bewusstsein für die Wichtigkeit von Böden zu schaffen. Trotzdem hat man den Eindruck, man geht nach wie vor sehr sorglos mit ihnen um. Frustriert Sie das nicht ein wenig?

GERLINDE Krawanja-Ortner: Man braucht tatsächlich einen sehr langen Atem. Und ja, oft ist es frustrierend, wenn man sieht, wie wenig bei diesem wichtigen Thema, das uns alle betrifft, weitergeht.



Der Blick auf die konkreten Zahlen zum Bodenverbrauch in Österreich muss Sie ja alles andere als optimistisch stimmen.

Die Zahlen sind in der Tat erschreckend. Wir verbrauchen in Österreich aktuell 42 Quadratkilometer Bodenfläche pro Jahr. Das entspricht etwa elf Hektar pro Tag, die wir an fruchtbaren Böden durch Verbauung verlieren.


Trauriger Spitzenreiter ist Kärnten. Warum ist das so?

In Kärnten hat der Bodenverbrauch eine enorme Größenordnung angenommen. In den letzten zehn Jahren gingen hier pro Tag durchschnittlich etwas mehr als zwei Hektar verloren. Das sind rund zwei Fußballfelder täglich! Pro Kopf überschreiten wir den österreichischen Durchschnitt damit ums Doppelte. Dazu kommt, dass wir vorzugsweise auf unseren ertragreichsten Böden bauen, den landwirtschaftlichen Böden. Wenn wir so weitermachen, wird es in etwa 150 Jahren keine einzige Ackerfläche in Kärnten mehr geben. Warum der Bodenverbrauch gerade hier so dramatisch ist, weiß ich nicht. Die Antwort darauf kann nur von der Politik kommen, die Studien zur Klärung der Ursachen beauftragen müsste. Die Politik müsste den Böden endlich den Stellenwert geben, den sie Luft und Wasser seit Jahrzehnten gibt, und sie müsste dem Bodenverbrauch umgehend mit einem wirksamen Bodenschutz entgegnen.


Wenn wir weiterhin diese Unbekümmertheit im Umgang mit unseren Böden an den Tag legen, welche Folgen könnte das früher oder später für uns haben?

Versiegelte Flächen lassen etwa die Hochwasser-Gefahr steigen, weil es dort keine Versickerung gibt. Das Wasser füllt schnell die Bäche. Gelangt das Wasser aber in den Boden, dann speichert dieser das Wasser. Von dort verdunstet es und wirkt so kühlend. Das ist für uns in mittlerweile sehr heißen Sommermonaten wichtig. Eine weitere Folge ist der Verlust der Biodiversität. Rund 30 Prozent aller Vögel und Säugetiere sind in Österreich stark gefährdet, unter anderem weil ihr Lebensraum verbaut wird. Und man darf nicht vergessen, dass sich in nur einer Handvoll guten, gesunden Bodens mehr Lebewesen als Menschen auf der Erde befinden. Der Verlust von Böden bedeutet auch sinkende Ernährungssicherheit. Leider merkt man davon nichts, weil durch Importe die Regale im Supermarkt immer voll sind. Es gibt auch keine Auseinandersetzung mit der Frage: Wie ernähren wir unsere Bevölkerung, wenn etwas schief geht? Nicht zuletzt hat uns Corona gezeigt, dass Krisen immer möglich sind und Lieferketten nicht immer funktionieren.


Wenn all das seit Jahren bekannt ist, warum behandeln wir den Boden noch immer, als wäre er Wegwerfware, die uns unbeschränkt zur Verfügung steht?

Es gibt einige Erklärungen, eine ist, dass Böden keine Stimme haben und sozusagen stumm und schleichend sterben. Er erweckt im Gegensatz zu einem leidenden Tier kein Mitleid. Und wir haben es bei Böden mit enormen wirtschaftlichen Interessen und Einzelinteressen zu tun. Über die letzten Jahrzehnte des scheinbaren Überflusses haben wir ein äußerst träges System aufgebaut, das uns heute schwer zu schaffen macht. So ist der steuerliche Ausgleich zugunsten der Allgemeinheit bei der Umwidmung von Böden zu Bauland viel zu gering. Nicht zuletzt deswegen werben Investoren bei Bauprojekten ungeniert mit hohen Renditen. Ein wesentlicher Antrieb für den hohen Bodenverbrauch ist der Wettbewerb unter den Kommunen um Einnahmen. Jeder Einwohner und jede Einwohnerin und jeder Betrieb bringt Geld in die Gemeindekassen. Es braucht auch bei den Förderungen ein Umdenken. So muss zum Beispiel bodensparendes Bauen wie Bauen in die Höhe und in Ortskernen bevorzugt gefördert werden. Da läuft noch einiges falsch!


War das für Sie auch ein Grund dafür, sich in der Kommunalpolitik zu engagieren?

Ja. Denn in den Gemeinden wird die Raumplanung in die Praxis umgesetzt. Deshalb muss man dort Bewusstsein schaffen. Jede Gemeinde denkt zunächst an sich, das große Ganze sieht sie nicht. Gerade deshalb braucht es eine starke, übergeordnete Raumplanung, denn der Raum und seine Böden sind nicht vermehrbar. Ich fürchte, freiwillig wird nicht viel passieren. Daher müssen Gesetze mit Verbindlichkeiten geschaffen werden. Ein Anfang wäre, den jetzt schon im Regierungsprogramm definierten Zielwert zum Bodenverbrauch auf die Bundesländer herunterzubrechen. Daran wird erfreulicherweise auf Bundesebene gemeinsam mit Ländern und Gemeinden gearbeitet. Man müsste den Zielwert dann aber gesetzlich verankern, sonst wäre die Arbeit wohl umsonst.


Wir alle wissen, dass es oft lange braucht, bis auf politischer Ebene etwas passiert. Was kann man als Einzelperson zum Erhalt der Böden beitragen?

Da gibt es viele Möglichkeiten. Etwa öfter das Auto stehen lassen und vor allem in den Städten auf Öffis und Rad umsteigen. Oder den Fleischkonsum reduzieren. Beides ist gut für meine Gesundheit, die Böden und das Klima. Man kann überlegen, wie viel Boden man tatsächlich für sich beanspruchen muss: Wie groß muss der Wohnraum sein? Muss es ein Bungalow sein? Muss die Zufahrt wirklich asphaltiert und versiegelt werden? Man kann im Garten so vorhanden Bienenwiesen anlegen. Das fördert die Biodiversität, reduziert oberflächlich abfließendes Wasser und schafft im Sommer ein kühles Plätzchen. Es gibt viel Handlungsspielraum für jeden Einzelnen. Die Herausforderungen unserer Zeit sind zu schaffen, aber wir müssen besser planen und danach handeln.


Zur Person

Gerlinde Krawanja-Ortner (55) studierte Bodenkunde in Wien und Gent. Sie stammt aus Laas bei Kötschach-Mauthen in Kärnten. Nach fast 30 Jahren in Wien, Belgien und Graz (Joanneum Research) kehrte Krawanja-Ortner 2009 ins Gailtal zurück, um die Leitung des Geoparks Karnische Alpen zu übernehmen. In Finkenstein betreibt sie mit ihrer Familie einen naturnahen Bauernhof und ist Ersatzgemeinderätin für die Grünen.


update: 21.07.2023, der Standard





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Bergsteigerdorf Mauthen, 2024-12-10
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